Habe mich heute mit dem Bürgermeister einer Stadt im Landkreis Wittenberg unterhalten. Die Stadt hatte zu Wendezeiten etwa 10.000 Einwohner, heute sind es 7.000. Laut Prognosen soll der Schrumpfprozess erst bei etwa 6.000 Einwohnern aufhören. "Die jungen Leute gehen ausschließlich wegen fehlender Arbeitsplätze weg", sagt der Schultes. Das kann ich nachvollziehen - außer Arbeit bietet die Stadt nämlich alles, was man zum Leben braucht.
Die Arbeitgeber zu DDR-Zeiten - Braunkohletagebau und -kraftwerke, chemische Industrie - sind ersatzlos gestrichen. Neue Betriebe hätten nicht mit zu wenigen Aufträgen zu kämpfen, sondern oft mit schlechter Zahlungsmoral und Schwierigkeiten, Kredite zu bekommen.
Die Arbeitslosenstatistik wird dadurch "gerettet", dass die Leute im arbeits(losigkeits)fähigen Alter weggehen. Viele Rentner kämen aber ganz gut über die Runden, da in der DDR meist beide Ehepartner gearbeitet haben und nun Rente beziehen.
Mir kam die Frage, was - von den Voraussetzungen her - hier eigentlich so viel anders ist als z.B. im Hohenlohekreis in Baden-Württemberg, wo ich aufgewachsen bin. Die Gegend dort war nach dem Krieg landwirtschaftlich geprägt und ohne nennenswerte Industrie (wie hier). In jeder Kommune dort ist aber mindestens ein Betrieb von der Ein-Mann-Firma zu einem mehr oder weniger großen Arbeitgeber herangewachsen. Manche davon sind wieder weg vom Fenster, andere sind heute weltweit tätig, wenn nicht Weltmarktführer (siehe etwa Würth).
"Die 50 Jahre nach dem Krieg fehlen bei uns halt", sagt der Bürgermeister.
Mittwoch, 18. Februar 2009
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