Donnerstag, 5. Februar 2009

Tag 7: 5.2.2009, Was verloren geht

Heute gutes Gespräch mit einem Menschen, der kirchlich engagiert ist und auch während der friedlichen Revolution in der DDR aktiv war. Er berichtet darüber, wie schwierig es heute für ihn sei, speziell jungen Menschen zu vermitteln, wie die Dinge damals liefen. In der schwierigen Lebenssituation zu DDR-Zeiten hätten die Menschen im Alltag zwangsläufig enger zusammenhalten müssen; das habe auch während der Revolution dazu beigetragen, dass alles friedlich geblieben ist. Heute kommt es ihm fast surreal vor, wenn er Besuchern an einem Platz in Wittenberg erzählt: "Und hier sind wir mit unseren Kerzen gestanden..."

Weiteres Beispiel für die Wir-machen-alles-DDR-mäßige-platt-Mentalität: Am Stadteingang neben der Schlosskirche stand früher ein Sowjet-Panzer, Kanone westwärts gerichtet. Auf dem Platz davor wurden viele militärische und sozialistische Rituale abgehalten. Während mein Gesprächspartner und andere sich dafür einsetzten, dass zumindest der Sockel erhalten bleibt und der Panzer durch ein Kunstwerk ersetzt wird, wurde natürlich alles weggerissen und schön begrünt. Wenn nichts von dem erhalten bleibt, was überwunden wurde, wie soll die Erinnerung an die Überwindung erhalten bleiben? Der irrsinnige Größenwahn des NS-Regimes war mir nirgends so deutlich geworden wie etwa auf dem Reichstagsgelände in Nürnberg oder in der gruseligen Thing-Stätte in Heidelberg.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen